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Holly North (3000Grad)

Der Sound von Holly North lässt sich gar nicht so einfach in Worte fassen. Von der Ostsee stammend und mittlerweile in Berlin beheimatet, steht der Artist knietief in Melodic Techno und Melodic House, versteift sich jedoch nicht auf die Genres und lässt frischen Wind in seine melodischen Produktionen.

Ein Hauch Progressive und Trance finden ebenso Eingang wie seine Leidenschaft für analoge Instrumente und damit ein herrlich warmer Sound. Mitreißend kommen seine Tracks durch die Boxen gedrückt, Melancholie und Glückseligkeit sind dabei immer eng miteinander verbunden.

Holly North produziert mit dem Herzen, aber eben auch als gestandener Musiker und Multi-Instrumentalist. Auf Labels wie Traum und Bar25 hat Holly North überzeugen können. Mit seinem nun auf 3000Grad angekündigten Debütalbum präsentiert Holly North eine fantastische Werkschau seines Könnens und seiner Liebe zum Groove.

Eine epische Reise erwartet den Hörer, welche tief berührt und lange nachklingt. Eine tanzbare Odyssee für Körper und Geist. Wir haben mit Holly North über Berlin, seine Single-Auskopplung "Rebel" und natürlich das kommende Album "Odyssey" gesprochen.


Gibt es etwas, dass dich an Musik im Allgemeinen besonders fasziniert?

Ich glaube, müsste ich eine Faszination an Musik besonders herausstellen, wäre es wohl die Unmöglichkeit, sie in all ihren Facetten fassen zu können. Das bezieht sich zum einen auf die Ideenfindung und den Kreationsprozess, in dem ich endlosen Kombinationsmöglichkeiten von Klängen, Dynamiken und Atmosphären gegenüberstehe. Zum anderen ist es das Ausdruckspotential von Musik in einer sich zunehmenden individualisierenden, aber dennoch globalisierten und verbundenen Welt. Musik schafft Brücken und schafft es dabei wie nur wenige Kunstformen über Grenzen hinweg emotional zu begeistern und nachhaltig zu berühren.

Wann und wie bist Du zur elektronischen Musik gekommen und dazu selbst zu produzieren?

Nachdem ich lange Cello gespielt habe, bin ich so mit 16, 17 ernsthaft mit elektronischer Musik in Berührung gekommen. Auch wenn die ersten Raves natürlich eine Rolle gespielt haben, war es vor allem meine Neugier, aus meinen Ideen und Fähigkeiten heraus eigene Stücke zu kreieren. Die Möglichkeiten, die mir die elektronische Musikproduktion diesbezüglich bot, waren für mich phänomenal und fixen mich bis heute an. 

Aktuell erscheint Deine Singleauskopplung Deines auf 3000Grad kommenden Longplayers. Welche Inspiration und Idee stecken in dem Album?

Das Album war weder explizit geplant noch wusste ich anfangs, was da Tolles auf mich zukommen würde. Viel mehr sehe ich das Album als das Resultat eines ideenreichen letzten Jahres, aus dem letztendlich so viele Stücke herauskamen, die gerade deshalb für mich nur zusammen Sinn ergeben, weil sie eben nicht nur harmonisch, sondern an manchen Stellen auch widersprüchlich zueinander wahrgenommen werden können. ‚Odyssey‘ erzählt die Geschichte der Gedankengänge einer/s jungen Erwachsenen in einer für ihn/sie widersprüchlichen Welt. Und ich denke, so ähnlich hört es sich auch an.

Wie bist Du an die Produktion gegangen - welches Gear und Tools hast Du verwendet?

Es gab da, wie immer bei mir, zwei Ansätze: entweder schwirrte mir irgendeine Idee oder Melodie im Kopf rum, die ich dann irgendwo zwischen Tür und Angel mit meinem Handy aufnahm und schließlich verarbeitete. Oder aber ich jammte ein bisschen mit meinen Synthies herum, bis ich auf Gold stieß...HAHA

Ich arbeite für die Produktion in der Regel mit Logic und verwende neben mit meinem Minilogue, Microkorg und Tr-8 auch einige tolle Plugins, die dann vor allem für den Mixdown ins Spiel kommen.



Denkst Du, es braucht bestimmter Technik um als Artist einen richtigen Signature-Sound zu kreieren?

Es bedarf sicherlich Techniken aber nicht ausschließlich. Ich denke, es braucht vor allem Ideen und Vorstellungskraft, wie etwas klingen kann und soll, bevor es überhaupt irgendwie aufgenommen oder eingespielt wurde. Natürlich helfen dabei auch Abläufe und Routinen, aber ich glaube letztlich kommt es immer auf die eigene Kreativität an, sich über Regeln und Konventionen hinwegzusetzen, um einen eigenen Sound entwickeln zu können.

Wie hast Du die letzten Monate der Corona Krise als Künstler erlebt und wie sieht Dein Jahr musikalisch aus?

Mein letztes Jahr war, wie bei so vielen, geprägt von Gig-Ausfällen. Die Krise zeigt uns Künstler:innen, wie der Kunst- und Kulturbetrieb im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen nur ungenügend Anerkennung bekommt und dabei vor allem die jungen, kleinen Kulturschaffenden und Kulturorte wie Clubs auf der Strecke bleiben. Gleichzeitig waren die letzten Monate innerhalb der Szene von erhöhter Produktivität geprägt. Bei mir bedeutet das konkret, dass ich neben meinem Album in diesem Jahr voraussichtlich noch zwei weitere EPs veröffentlichen werde, eine davon bei einem großen Berliner Label. Dazu kommen Remixes und ein paar Singles. Der Output in diesem Jahr ist also enorm und es wäre natürlich schön, am Ende des Jahres noch die ein oder andere Liveshow spielen zu können.

Und was hast Du noch geplant - wohin geht die Reise für Holly North?

Viele neuen Veröffentlichungen bedeuten auch immer viel neues Material für das Liveset. Da ich nur Live spiele, freue ich mich natürlich insbesondere darauf, meine neuen Tracks vor Menschen an verschiedenen Orten spielen zu dürfen. Ich arbeite derzeit viel an neuen, auch genre-übergreifenden Projekten und bin in meiner Planung mittlerweile schon weit im nächsten Jahr angelangt. Ich freue mich jedenfalls auf das, was kommt!

Vielen Dank für das Interview Holly!

ʜᴏʟʟʏ ɴᴏʀᴛʜ · RELEASES