
Moog Conspiracy – French Techno aus Berlin
Der
französische Techno-Künstler Romain aka Moog Conspiracy lebt seit vielen Jahren
in Berlin und zählt zu den vielversprechendsten Technomusikern der Stadt. Wir
haben mit ihm über sein neues Album, das Leben als DJ in Berlin und die nächsten
Pläne gesprochen:
Hallo Romain, als französischer Künstler, der seit mehreren Jahren in Berlin lebt und arbeitet, wie beeinflusst die Stadt deine Sicht der Dinge? Bist du erst in Berlin zu Techno gekommen oder deshalb nach Berlin gezogen? Du tourst viel durch die Welt, was ist besonders oder anders an Berlin?
Ich
denke wenn es um Techno geht, ist Berlin wie ein Magnet für kreative Leute. Als
ich vor 10 Jahren herkam, war es der Auftakt in eine neue Musikwelt und es zog
mich direkt in die Techno-Szene. Ich bin Schlagzeuger und denke, wegen der
nackten Drum Grooves und der dunklen Basslines habe ich mich in Techno verliebt.
Mit den Erfahrungen, die ich außerhalb von Berlin gesammelt habe, kann ich mich
mehr von den musikalischen Trends der Stadt ablösen und mein eigenes Ding
machen. Klar, wenn es um Auftritte geht ist Berlin sehr speziell, man hat die
besten Untergrund-Partys. So etwas findet man sonst nirgends auf der Welt,
dafür ist Berlin einzigartig.
Spiegelt dein neues,
drittes Album „Pulse“ nicht die Veränderung deines Labels elektrotribe records von
Minimal zu Techno wieder?
Ich
denke das Album hat ein ganz eigenes Genre. Es ist definitiv mehr Techno als
meine anderen Produktionen. Das stimmt. Die Veränderung des Sounds war eine
Entwicklung. Die meisten Künstler sind auf der Suche nach durchdachteren Sounds
und Texturen als in der Vergangenheit, also haben wir uns von groovigen dunklen
minimal Sounds zu etwas hin bewegt was mehr deep, raffiniert, stärker und ich
würde sagen, es ist mehr künstlerisch. Es ist eine natürliche Entwicklung, die
Künstler werden immer erfahrener, somit können wir im Studio neue Grenzen
setzen. Wir versuchen immer noch die Grundidee des Labels durchzusetzen,
nämlich eine eigene Art von Musik zu machen. Das ist der Reiz daran und der
Hauptgrund, warum unser Label nach 9 Jahren noch besteht, während andere aufgehört
haben.
Was ist das Konzept hinter
dem Album? Wie lief der kreative Prozess dahinter ab? Wie entscheidest du,
welche Tracks gut für eine EP und welche für einen LP sind?
Hmm
das ist schwer zu sagen… Bei diesem Album ging ich nicht vor wie: „Okay lasst
uns ein Album machen.“ Ich habe eine Menge neue Musik produziert und die neuen
Tracks auf den Gigs am Wochenende getestet. Das mache ich immer bevor ich Musik
veröffentliche. Es ist sehr aufregend neue Musik live zu testen und ein
direktes Feedback zu bekommen. Irgendwie habe ich realisiert, dass ich einen
neuen Sound habe, den ich in meinen vorherigen Produktionen nicht hatte. Das
liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich das Setup in meinem Studio geändert
habe, ich arbeite mittlerweile mit viel weniger Tools und konzentriere mich
mehr auf analoge Synthies, außerdem gebe ich einzelnen Elementen des Tracks
mehr Raum. Ich denke das Resultat ist purer, deeper und irgendwie mehr trippy.
Im Herbst 2015 entstanden ein paar Tracks, die etwas sehr starkes hatten. Also
kam die Idee ein Album zu machen auf und ich zog es durch.
Was ist dein Plan für
nächstes Jahr? Gibt es etwas Spezielles, worauf du dich freust?
Ein
Teil des Plans ist natürlich mit dem neuen Album auf Tour zu gehen, außerdem
hat mein Label diesen Sommer seinen 10. Geburtstag, was auch gefeiert werden
muss. Was sonst noch so ansteht, ich will wieder live spielen, sowie ein neues Projekt
anfangen. Ich baue gerade das neue Live-Setup aus, so dass es mit dem Arbeitsablauf
im Studio zusammenpasst, um neue Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln. Mehr
kann ich derzeit nicht sagen, aber aber das neue Album bringt mich wieder dazu
live zu spielen und ich freue mich schon sehr darauf!
Du wirst seit Jahren mit der Berliner Untergrund Techno Szene in Verbindung gebracht, wie hat sich diese in den letzten Jahren verändert? Was bedeutet Untergrund für dich in einer Stadt voll mit Party-Touristen, der omnipräsenten Facebook und RA Promotion?
Ich
denke ich als Künstler entwickle ich mich in dieser Szene, hier kann ich
kreativ sein, darum liebe ich sie. Es hat sich definitiv viel verändert in den
letzten 3 Jahren. Heute gibt es neue Locations, welche mit viel Liebe und Energie
entstanden. Diese bieten Platz für einen weiten Bereich von Nischen-Musik. Das
macht die Musik Szene offener, aufregender und weniger monoton und repetitiv.
Es gibt auch Nachteile, die mit der politischen Situation in Berlin
zusammenhängen. Ich will mich jetzt nicht in dieses Thema vertiefen, aber wir
vermissen die erstaunlichen besetzten Häuser, die wir für ein Wochenende in
Clubs verwandelt haben. Aber alles in allem bin ich sehr positiv gestimmt, weil
es in die richtige Richtung geht und weil die Untergrund-Musik und Club-Kultur
in der Zukunft immer mehr wachsen.
Danke, wir freuen uns schon
auf deinen Bordel-Gig am 19.5. in der Wilden Renate – Schwarzer Floor!
Moog
Conspiracys neues Album „Pulse“ wird im April auf elektrotribe records veröffentlicht.
www.elektrotribe.com/booking
Interview: Karina
Nawrat
Foto: Marcus
Schroeder