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Interview: DJ EMERSON - REPETITIVE MUSIC

// INTERVIEW

DJ EMERSON - REPETITIVE MUSIC

Das Berliner Producer und DJ Urgestein enthüllt im Interview, warum "Repetitive Music", gerade erschienen auf dem hauseigenen Micro.fon Label, erst das zweite Künstleralbum seit seinem 2003er "Suck my deck" darstellt...

Wir haben uns das letzte Mal vor circa anderthalb Jahren unterhalten, damals anläßlich Deines "Call It Want You Want" Releases, ein nach wie vor sehr cooler Track, nichtzuletzt aufgrund des ravigen Breakbeats. Auf dem Album ist nun der etwas puristischer angelegte Album Dub. Wieso nicht das Original? Was macht den "Dub" passender?

Ja ich wollte einfach eine etwas monotonere Version haben ohne Vocals, das hat sich alles in allem auch einfach besser in das Gesamtbild eingefügt und auch in meine Sets. Die ganzen kleinen Variationen und Feinheiten in dem Track kommen so auch besser zur Geltung. Ich spiel aber auch noch manchmal die Version mit den Vocals. Für den Dub haben wir den Breakbeat extra nochmal neu von nem frischen original Vinyl gesampelt. Das war alles gar nicht so einfach, diesen amen brother-break überhaupt nochmal auf Vinyl zu bekommen usw. Aber der Dub klingt schon etwas besser. Von dem Track hab ich glaub ich 60 oder 70 Mixdowns gemacht. Womit wir auch gleich beim nächsten Thema wären ;)
 
Auf CLR erschien damals nahezu parallel dein "Anonymus", was kurze Zeit später als Beattool auf Micro.fon noch einmal erschien und jetzt auch auf dem Album dabei ist. Versionen von Tracks zu erstellen, scheint ein Hobby von Dir zu sein? :-) Wie schwer fällt es Dir zu sagen: So jetzt ist ein Track fertig! Wie lange sitzt du für gewöhnlich an einem Stück? Womit arbeitest Du?

Die Version die auf CLR kam und der Track auf dem Album sind identisch, das ist ausnhamsweise mal kein neuer Mix. Wie man vielleicht merkt beschäftige ich mich sehr sehr lange mit meinen Stücken und mach viele verschiedene Versionen und Masterings. Die meisten Stücke beginnen bei Circuit Breaker im Studio, meinem langjährigen Produktionspartner und Studiokollegen, er arbeitet mit Logic. Ich arbeite in erster Linie mit Abelton und viel Samples und Audiomaterial das wir aufgenommen haben, entweder von Synths, Drummachines oder Field Recordings. Den Mixdown und einige Effekte mache ich dann mit Protools im Studio von meinem Freund Tobias Wojahn.
 
Der Track "Lava" findet sich auch schon auf der Nature One Compilation von diesem Jahr, wo Du natürlich auch gespielt hast. Wie war es so? Ich kann mir vorstellen, dass Gigs auf der Nature immer etwas ganz Besonderes sind, im Gegensatz zu Clubgigs z.B.? Erzähl mal, wie war es..?

Ja Nature One ist natürlich immer ein Highlight und eine der grössten Partys auf der ich regelmässig spiele. Man trifft dort auch immer viele Kollegen und Freunde, mein Kumpel Holgi zelebriert das auch immer richtig hart 3 Tage lang. Manche sieht man auch wirklich nur einmal im Jahr dort. Deshalb ist es auch so ein wichtiges Event. Man muss halt einen grossen Bogen um den Mainfloor machen, denn die Musik dort ist natürlich nichts. 
Aber der Century Circus, das Abstract & Lehmann Zelt und der Bunker von Kiddaz sind natürlich immer eine Reise wert. Wenn ich im Century Circus spiele, ist die Aufregung natürlich immer gross und das ist was ganz Besonderes, ganz klar. Oder als ich dieses Jahr auf der Mayday vor Sven Väth gespielt hab, da war eine Energie in der Halle, das war der Wahnsinn!
 
Vor der Nature hat es Dich nach Griechenland, Mexico und Kolumbien verschlagen, sicher eine ganz andere Welt in Sachen Feier- und Clubcultur. Wie erlebst Du die Szenen dort? Wo dürfte es in näherer Zukunft gern noch oder gern mal wieder hingehen?

Also das hat mir alles sehr gut gefallen und die Leute haben den Sound den ich spiele zum Glück sehr gemocht. Mir gefällt die Szene in Kolumbien unglaublich gut, das macht wirklich Spass da dabei zusein und zu sehen, was da gerade entsteht. Die Leute dort lieben wirklich Techno und das Land ist unglaublich auf dem Vormarsch und hoch technologisiert und modern. In Mexiko habe ich leider nur in 2 Städten gespielt und nicht so einen guten Eindruck vom Land bekommen, aber gerade die Hauptstadt hat natürlich auch einen krassen Vibe, allein wegen dieser unfassbareen Grösse und Menge an Menschen die dort leben. Ja und Griechenland macht auch immer super Spass, ein bisschen wie Ibiza, nur dass die Leute dort Techno besser verstehen und zelebrieren. Also wegen mir kann es gerade wieder von vorne losgehen...

Mit Alben hast Du es ja nicht wirklich eilig. “Kidd Rock” erschien 2002 auf Kiddaz.fm, “Max Bass” folgte 2007 auf Micro.fon. Jetzt sind also fast zehn Jahre vergangen, wie blickst Du auf die ersten beiden Werke zurück und warum die lange Pause?

Ja Gott sei Dank spricht mich mal einer drauf an. Sonst wäre ich da noch völlig ungeschoren davongekommen. Max Bass war noch nichtmal ein richtiges Album das war mehr eine Compilation von meinen EPs. Also eigentlich war mein letztes Album "Suck my Deck" das 2003 erschien. Die lange Pause lag vor allem daran, dasa sich in dieser Zeit sehr viel verändert hat in Bezug auf die Art und Weise wie die Menschen die Musik hören. Meine ersten beiden Alben erschienen ja noch komplett auch auf Vinyl und CD. Da gab es gar kein Digital Release oder so, damals wurden auch noch keine MP3s gekauft. In diesen 13 Jahren, die da dazwischen lagen, hat sich da einiges geändert und deshalb hab ich lange Zeit einfach nur EPs veröffentlicht, da ich nicht genau wusste, wie sowas ablaufen soll. Jetzt haben wir es so gemacht, dass erst die Vinyl und die CD rauskamen und dann, einen Monat später, am 14.11. das Digital Release. Auf Vinyl haben wir 2 Sampler mit insgesamt 9 Tracks vom Album gemacht. Auf der CD und Digital kommen 12 Stücke raus, das ist alles aufeinander abgestimmt und wir haben diesmal auch wirklich sehr viel Vorlauf bei der Promo gehabt, um alles gut unter Dach und Fach zu bekommen.
 
Als Labelbetreiber und DJ, welche Namen findest Du momentan spannend, auf wen sollte man ein Auge haben - und warum, stehen eventuell Koops an?

Also sehr gerne mag ich den Berliner Newcomer Roland Werk, der gerade aktuell was auf micro.fon draussen hat. Er hat einen sehr roughen, analogen, old schooligen Sound, der aber blendend in aktuellen Sets funktioniert, und er macht auch noch eine Klasse Party mit dem Namen „Letzte Wiese“. Dann inspiriert mich der Hamburger Bengel Thomas Hoffknecht mit seinem rotzigen Technosound. Mit ihm sitze ich gerade an einer Kooperation für einige Tracks. Und wirklich herausragend finde ich auch noch Xhei aus Argentinien, er hat auch einen ganz eigenen deepen aber dreckigen Sound.
 
Das Jahr neigt sich dem Ende, hast Du schon Pläne für Silvester, wo wird wie gerutscht?

Ich bin bei meinen Freunden vom Lehmann Club in Stuttgart zu Gast, einem meiner Lieblingsclubs und der Resident dort Raphael Dincsoy ist einer meiner besten Freunde, das alles gepaart mit diesem unglaublichen Soundssystem dort verspricht immer wieder eine Bombenparty. Und wenn ich wieder in Berlin bin, schau ich vielleicht noch mal im Sisy vorbei.

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