
DJ AROMA - LEIDENSCHAFT SPRENGT GESCHLECHTERGRENZEN
DJ Aroma zählt zu den prägendsten Berliner Produzenten und DJs, u.a. auch durch ihr Traditionslabel aromamusic. Sie war erster Resident DJ im alten Ostgut und gehört nun zur Ritter Butzke-Stammcrew...
Hallo, dein
Label aromamusic hat gerade 10-jähriges Labelbestehen. Was ist
da der Status Quo?
Das ist das Schöne an so einem alten Projekt, man hat
eine Plattform und kann da sehr viel machen ohne sich ständig als die
Neuerfindung des Techno verkaufen zu müssen. Momentan releasen wir monatlich.
Ich habe im Dezember letzten Jahres ein Livealbum auf aromamusic veröffentlicht
und seither gab es einige schöne Releases mit Lucatwana aus Bristol, Nader aus
Zürich, Smacs & Patrick Kong aus Wien und dem Berliner Don Brazo. Der
nächste Release kommt von Ada Kaleh, einem Künstler aus Rumänien, den ich sehr
schätze. Er hat mir einen wunderbaren Track unter seinem Alias Indie Jules
geschickt, der wird gerade remixt, also aromatisiert.
Auf was können wir uns in 2016 noch von dir
freuen? Was hast du sonst alles in der Pipeline?
Ich arbeite gerade an neuen Tracks, und
habe ein paar echt gute Remixer dafür gewinnen können, z.B Sebastian Porter,
den ich unglaublich gut finde. Da freue ich mich sehr drauf, das ist deeper und
sehr organischer Techno, zum Hören und zum Tanzen. Gerade habe ich einen Remix für Techno Frühstück
gemacht, den ich sehr mag, der erscheint Ende Mai bei Twin Town. Und dann habe
ich noch einen sehr deepen Housetrack, ein persönlicher Liebling, inklusive
Remix von Fischer & Kleber, der ist nun schon seit vier Monaten fertig und
kommt jetzt endlich im Juni heraus. Aber so ist das
manchmal, da hilft oft nur eine Eselsgeduld .
Am 14.05 spielst du auf der offiziellen
KdK-Party in der Ritter Butzke. Freuste dich schon?
Das Line Up und die verschiedenen musikalischen Floors klingen sehr
vielversprechend.
Butzke ist sowieso immer schön, weil es dort familiär ist und alles passt.
Das merkt man im Berliner Mikrokosmos oft gar nicht mehr, aber da ist einfach
eine perfekt auf den Raum angepasste Anlage, die Techniker sind super nett und
es funktioniert auch alles. An der Bar gibt‘s ein Schwätzchen und man bastelt
an Getränkewünschen, seien sie auch noch so krude.. wie Sprudelwasser mit einem
Schuss Wodka und Sekt. Und ansonsten finde ich, dass Dompe, Techno Frühstück
und Empro ganz tolle Berliner Künstler sind, wobei Empro ja auch schon mal was
auf aromamusic veröffentlicht hat. Auf die anderen Künstler freue ich mich
auch, sehr, weil ich die Produktionen von denen mag. Und Karneval der Kulturen ist ohnehin einer der
schönsten Events im Jahr, endlich warm und alle Kulturen vermischen sich - so
soll`s sein. Wenn irgendwer im Ausland wissen möchte, welcher Tag Berliner Lebensgefühl
am besten beschreibt, dann würde ich sagen dieses Wochenende: alle sind bunt
und haben miteinander Spass zu guter Musik, ohne Stadion Rock, Volksmusik und
sonstigem Quatsch.
Du bist gerne und viel im
Ausland unterwegs, welches Land begeistert dich besonders?
Das kann
ich so nicht sagen, denn jedes Land hat etwas einzigartiges an sich und das
äussert sich in seiner Kultur. Selbst in Ländern, in denen man sich wegen der äusseren
Umstände -wie Diktatur - unwohl fühlt, kann es sein, dass es interessante und
nette Menschen gibt, die man kennenlernen kann. Ich habe wirklich schon die
wildesten Momente erlebt, wo Dinge passieren, die man so nicht erwartet, z.B.
eine Schlange überm DJ Pult in Manila auf den Philippinen, Polizisten, die
Schutzgeld für eine Party wollten in Kaliningrad, Veranstalter, die einen nicht
auflegen lassen wollen, weil sie dachten Aroma kann nur ein Mann sein, in ihrem
Weltbild zumindest. Und
und und, momentan haben es mir die Länder zwischen Türkei und Marokko angetan,
ich verhandle gerade mit Jordanien. Island steht dieses Jahr noch auf dem Plan, und in
Portugal bin ich sowieso ganz oft, da gehts wieder im August hin.
Du bist aber auch als Autorin
unterwegs. Ist das eine Art Ausgleich zum stressigen Artist-Alltag? Wäre es für dich ein Plan B im Leben „nur“ noch als Autorin aktiv zu sein?
Naja, das bleibt nicht aus. Wenn man gern Bücher und Sätze mit einem
Komma liest, kann man nicht 24/7 feiern. Letzets Jahr habe ich zusammen mit der Ritter
Butzke ein Theorieprojekt namens www.musicahead.org organisiert. In einer Art informellem
Backstage haben wir Protagonisten aus dem Clubkontext zusammen gebracht, um
theoretisch über den Club zu sprechen. Jetzt sind wir dabei, das Material zu
sortieren und zu sehen wie wir weiter machen. Parallel bin ich momentan so viel
am Produzieren, dass ich keine Zeit habe als Autorin zu arbeiten. Das ist ganz lustig, alles fing an,
als ich gefragt wurde einen Remix für die Chicks on Speed zu machen, dann kam
eine Klanginstallation für ein Museum und zur selben Zeit kamen immer
mehr Anfragen als Ghostproducer für Techno Acts zu arbeiten. Das mache ich seither
ziemlich häufig und ich muss sagen es macht mir sehr Spaß, weil es eben
Handwerk ist und auch meine eigenen Tracks am Ende von dieser Routine
profitieren. Man überlegt sich vorher, wie soll ein Track klingen und dann baut
man es - fertig. Ich weiss, dass da viele Leute nicht so gerne darüber reden,
aber ich finde das eine schöne Beschäftigung, und null unkreativ. Und am Ende
des Tages hat man immer die Freude des Taschendiebes, man hört den Track und
weiss er läuft, aber keiner weiss, dass ihn ein weibliches Wesen gemacht hat
und wenigstens dieses eine Mal im Leben spielt das Geschlecht auf einmal keine
Rolle mehr, sondern nur noch die Qualität. Das ist super!
Danke für das wirklich interessante Gespräch!
Music-is-the-Key-offizieller x Karneval-der-Kulturen auf Freshguide.berlin
MUSIC IS THE KEY x Karneval
der Kulturen
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