Disarstar - Klassenkampf & Kitsch
Okay, wer ist Disarstar? Wofür stehst Du im musikalischen Sinne?
Disarstar ist 26 Jahre alt, Hamburger Jung und
Künstler. Im musikalischen Sinne stehe ich dafür, dass ich nicht
nur die Welt um uns herum, sondern mich selbst in dieser Welt
reflektiere.
Du bist 26 Jahre alt, betreibst seit 16 Jahren Rap Musik, 2020 veröffentlichst du dein 4. Album „Klassenkampf und Kitsch.“ Was treibt Dich seit frühster Jugend an Musik zu machen?
Schwierige Frage. Ich habe in einem Song auf
meinem ersten Album von „1000 und einer Triebfeder“ gesprochen.
Zum einen habe ich immer das Bedürfnis mich künstlerisch
auszudrücken. Es ist wichtig für mich und mein Wohlbefinden. Zum
anderen ist Musik mittlerweile auch mein Beruf. Das ist natürlich
auch ein nicht unwesentlicher Aspekt.
Du bist ein Hamburger Jung:) Die Hamburger Szene um Fettes Brot, Beginner, Dynamite Deluxe, Samy Deluxe und Fünf Sterne deluxe sind uns ja eher als smoother Mainstream HipHop bekannt. Welche Bands sind deine Vorbilder?
Ich hatte und habe keine Vorbilder. Natürlich ist
man Fan von Sachen, aber das Wort Vorbild ist da falsch. Die meisten
Künstler, die ich bewundere machen kein Rap.
Der Titel deines Albums „Klassenkampf und Kitsch“ betitelt die Widersprüchlichkeit in unserer neoliberalistischen Gesellschaft. Was macht für Dich politischer Rap aus? Was ist dein Antrieb dahinter?
Ich glaube nicht, dass es spezielle Paradigmen
gibt, die erfüllt werden müssen, damit Rap das Prädikat
„politischer Rap“ erhält. Ich glaube politische Musik kann in
ganz unterschiedlichen Formen auftreten. Mein Antrieb ist die Welt um
mich herum zu reflektieren und das Resultat dessen auszudrücken. In
Zeiten wie diesen ist das oft unweigerlich politisch.
Wie hältst Du es mit „gesellschaftlichem
Ungehorsam“ und Gewalt?
Ich denke ziviler Ungehorsam kann ein legitimes
Mittel politischen Protests sein. Politischer Protest passiert ja
nicht in luftleerem Raum und ist auch kein echter Protest mehr, wenn
man einfach nachhause geht, weil beispielsweise die Polizei einen
dazu auffordert. Ich hoffe, dass diese Welt sich dialektisch,
evolutionär, langfristig zu einem gewaltfreien Ort entwickelt, aber
Stand jetzt ist sie voll von Gewalt. Ob in struktureller Form, in
Form von Ausbeutung, Unterdrückung, Waffenexporten und
Leistungszwang, oder in direkter Form, in Form von Kriegen, oder auch
fliegenden Pflastersteinen.
3 Songs haben Feature Gäste. Wie kam es zu einer Zusammenarbeit mit HANYBAL von Haftbefehls Label Azzlackz?
Hany und ich waren mal zusammen in Finnland für 4
Tage und haben uns dort angefreundet. Dann saß ich im Sommer auf
meinem Balkon auf St.Pauli, dachte mir „die Stimme kennst du doch“
und dann lief Hany unten vorbei. Wir fanden es super lustig. Im
Nachhinein ist dann irgendwie der gemeinsame Song entstanden.
Wer komponiert deine Beats? Schreibst Du erst einen Song und dann entsteht die Melodie dazu oder andersherum?
Dasmo&Mania produzieren. Mal so, mal so. Manchmal steht erst das Instrumental, manchmal erst die konkrete Idee.
Am 19.03. spielst Du im Berliner SO 36. Wie fühlst du dich in Berlin?
Ist bei den letzten beiden Albumproduktionen eine zweite Heimat geworden.