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Daniel Domdey im Interview

Hallo Daniel,

Kannst Du uns sagen, wer diese Protestmärsche organisiert?

Die erste Demo Ende Juni wurde von meiner Veranstaltungsagentur, der d2mberlin GmbH, organisiert. Aber schon bei der zweiten Demo am 10.07.2020 erhielten wir tatkräftige Unterstützung von langjährigen Partner*innen. Nach und nach haben sich immer mehr Firmen, Dienstleister*innen und Einzelpersonen aus der gesamten Veranstaltungsbranche und der Clubszene angeschlossen, so dass wir unsere Forderungen an die Politik bei der kommenden Demo am 14.08.2020 als breites und vor allem repräsentatives Bündnis der Berliner Veranstaltungsbranche auf die Straße bringen können und werden.

Wo und wann kam es zu der Idee einer Demonstration /Protestmarsch? / Wer und in welcher Form soll erreicht werden?

Ab Mitte Juni gab es zwar schon vereinzelte Aktion wie die „Night Of Light“ die auf die prekäre Situation der Veranstaltungsbranche aufmerksam machten. Was uns fehlte, war aber der Gang auf die Straße, das „Lautwerden“ und Wahrgenommen werden durch die  Berliner Bevölkerung und natürlich von den politisch Verantwortlichen.

Was sind eure Forderungen?

Gestern überreichten wir einen offenen Brief an den Berliner Senat, der von rund 60 Playern der Berliner Veranstaltungsbranche unterzeichnet wurde, sozusagen vom Berliner „Who Is Who“:

Vom Admiralspalast über das Schlosspark Theater und die Columbiahalle, von Konzertveranstalter*innen wie Semmel oder Trinity, von Künstleragenturen sowie von Licht- und Tontechnikunternehmen.

Hierin fordern wir einen schnellen Gesprächstermin um gemeinsam mit der Politik Lösungen zu finden, die das Überleben der Branche in Pandemie-Zeiten garantieren.

Wir fordern eine verbindliche Perspektive für die Zeit nach dem 24.10.2020, dem Datum, an dem die aktuelle Verordnung für Clubs, Theater und Konzerte ausläuft.

Konkret geht es u.a. um eine stufenweise Kapazitätserhöhung der erlaubten Veranstaltungsgrößen sowie eine Erhöhung der zulässigen Anzahl von Open-Air-Veranstaltungen für 2021.

…und für den Fall, dass aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Corona-Infektionen in Berlin auf nicht absehbare keine wirtschaftlich sinnvollen Veranstaltungen möglich sein werden,

fordern wir eine hundertprozentige Entschädigung für die betroffenen Unternehmen sowie eine Bezuschussung für den Neustart in 2021.


Die Veranstaltungsbranche ist sehr heterogen. Für welche Segmente der VA Branche steht ihr?

Die d2mberlin GmbH veranstaltet vorwiegend im Comedy- und Kabarett-Segment. In Berlin aber auch in den neuen Bundesländern und einigen westdeutschen Städten. Aber bei der Demo geht es nicht um uns - wir verstehen uns als Sprachrohr für die gesamte Veranstaltungs- und Eventbranche mit allen dazugehörigen Gewerken.

Wie wird die Sympathie und Unterstützung der Berliner Bevölkerung gewonnen?

Wir hoffen auf eine breite Unterstützung der Berliner und Berlinerinnen, wohl wissend, dass Kultur, Konzerte, Theater und Clubbesuche zum Leben der meisten einfach dazugehören und einen großen Teil zum Wohlbefinden beisteuern. Und auch wenn es am kommenden Freitag zu einzelnen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen wird – ich glaube fest an die Unterstützung meiner Heimatstadt - unserer Hauptstadt!

Leider ist man außerhalb unserer Branche oft der Auffassung, dass es doch Soforthilfen und Überbrückungshilfen für uns gibt und dass wir doch jetzt auch wieder veranstalten dürfen.

Dass diese finanziellen Hilfen aber überhaupt nicht reichen und dass Veranstaltungen mit nur 25 Prozent der regulären Kapazität wirtschaftlicher Irrsinn sind, ist kaum für die gesamte Bevölkerung sichtbar.

Spürbar wird es für die Bevölkerung erst sein, wenn wir nicht mehr da sind….

Was würdest Du jetzt machen, wenn es keinen Lockdown gäbe?

Wenn es keinen Lockdown gäbe, würde ich jetzt vermutlich über den Spielplänen für 2021 und 2022 brüten. So aber bin ich gerade darum bemüht, möglichst wenige Shows, die eigentlich jetzt stattfinden sollten, nicht endgültig abzusagen, sondern bestenfalls Ersatztermine für die kommenden Monate und 2021 zu finden, um den wirtschaftlichen Schaden nicht noch größer werden zu lassen, als er ohnehin schon ist.


4. Demo RETTET DIE VERANSTALTUNGSBRANCHE!

Startpunkt der vierten Demo ist am 14.08.2020 der S-Bahnhof Landsberger Allee (stadteinwärts). Beginn: 15:00 Uhr.
Die Endkundgebung findet direkt vor der MBA auf dem Mercedes Platz statt.


Weitere Infos unter:

www.facebook.com/rettetdieveranstaltungsbranche

www.instagram.com/rettetdieveranstaltungsbranche

www.d2mberlin.de


Interviewpartner*innen:

Jane Kutsche fragt Daniel Domdey


Foto Credit: www.becker.camera