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Bjørnson


Der Stuttgarter DJ und Produzent Bjørnson steht seit mehr als einem Jahrzehnt für rohen und hypnotischen Techno und darf zweifelsfrei als herausragender Name im Techno Underground gesehen werden. Mit einer wachsenden Diskografie von treibenden Tracks und zahllosen Auftritten steht Bjørnson kurz davor, weltweit anerkannt zu werden. Seine neue Produktion mit dem Titel "Excess" erscheint auf KD RAW - dem Label von Kaiserdisco. Ein lupenreiner Technotrack voller Intensität. Wir haben mit Bjørnson gesprochen.


Dein neuer Track geht gerade auf KD RAW Master Cuts Vol 6 an den Start. Wie lief die Studioarbeit bei Dir dafür so ab?

Die Idee für „Excess“ kam mir nachdem ich eine „How I made… - Masterclass von Wehbba abgeschlossen hatte. Ich liebe seinen Sound. Der funktioniert immer auf den großen Bühnen, aber auch in den Clubs, obwohl er sich nicht an dem aktuellen Peaktimesound orientiert. Ziel war es also einen Track zu produzieren, der sowohl hypnotisch und raw ist, aber auch ein Drop hat, der die Energie so richtig entfesselt.

Außerdem fand ich das Vocal zu der Zeit in der Corona endlich etwas in den Hintergrund gerückt ist absolut passend. Der Ablauf im Studio zu dieser Zeit war sehr routiniert. In der Regel hab ich immer mit dem Sounddesign der Kick begonnen, dann die Lowend Gruppe (Kick/Bass/Rumble) so gut wie fertig gemacht, die Percussions hinzugefügt und mich dann an den Hauptysnth gemacht.

Dieser Ablauf hat einige Zeit gut für mich funktioniert. Mittlerweile habe ich diese Routine aber aufgebrochen, da auf die Dauer die Kreativität darunter leidet. Was nicht heißt, dass ich irgendwann wieder zu diesem Ablauf zurückkehre.

Es ist wichtig immer mal wieder seine Abläufe zu ändern. Der Track wurde komplett „in the box“ produziert. Ich hatte zwar schon einige Hardwaregeräte, aber die vielen Möglichkeiten haben mich eher behindert als weitergebracht.  



Und wie kam der Kontakt zum Label und Kaiser Disco zustande?

Ja das kam ziemlich unerwartet. Der Track war ursprünglich gar nicht als Demo geplant. Die beiden suchten über ihre Instagram-Story unveröffentlichte Tracks, die sie in ihrem Set für Adam Beyer’s Drumcode Radio Show spielen konnten. Ich hatte „Excess“ gerade fertiggestellt und ich dachte mir, ich habe nichts zu verlieren, und schick ihn einfach mal hin. Ich hab eigentlich gar nicht mit einer Antwort gerechnet.
Jeder der regelmäßig Tracks verschickt kennt das.

Umso verwunderter war ich, als ich ca. eine oder zwei Wochen später über Instagram von den beiden eine Nachricht bekommen habe, ob der Track noch frei wäre. Ehrlich gesagt ich hab mich gefreut wie ein kleines Kind. Ich habe schon vor einigen Jahren meine Tracks zu KD Raw geschickt. Natürlich war da kein einziger Track dabei, der nur ansatzweise gut war, aber es war schon immer ein Traum auf dem Label zu releasen. Deswegen bin ich umso glücklicher über das Release.

Soundspace · Premiere: Bjørnson - Excess [KD RAW]


Was bedeutet für Dich Techno und was liebst Du an der Szene?

Techno bedeutet mir sehr viel. Techno ist mein Lebensmittelpunkt. Natürlich nicht 24h am Tag, da ich von meiner Musik nicht leben kann. Aber in meinem Herzen ist es mein Lebensmittelpunkt. Auch wenn das viele nicht verstehen können. Ich komme aus einem kleinen Dorf, am Rande des Schwarzwaldes, im Süden der Republik. Techno spielt hier eine sehr kleine Rolle.

Es gibt nur wenige Clubs oder Veranstaltungsorte in denen Techno, oder überhaupt elektronische Musik gespielt wird. Ich werde immer wieder belächelt für meine Ziele. Aber meine Partnerin, meine Familie und viele Top-Artists, zu denen ich mittlerweile einen sehr guten Draht habe, ermutigen mich immer wieder und sagen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Techno hat mich in meinen Jugendjahren so „gecatcht“, dass ich nicht mehr davon losgekommen bin. Ich kann mich noch ziemlich gut an meinen ersten Besuch der Streetparade in Zürich erinnern. Ich bin so begeistert davon, wie diese Musik all die verschiedenen Menschen, aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammengebracht hat und immer noch zusammen bringt. Das hab ich so noch nirgendwo anders erlebt, als in dieser Szene.

Keine andere Szene ist so bekannt für ihre Offenheit, wie die elektronische Musikszene. Seit Beginn dieser Bewegung bot sie auch immer Schutz für Leute, die nicht ins Schema-F gepasst haben. Niemand wird bewertet. Das finde ich klasse.

Woher kommen bei Dir Inspiration und Kreativität?

Inspiration und Kreativität kommen bei mir alleine schon durch den Spaß am Produzieren selbst. Jeden Tag fiebre ich nach Beendigung meines normalen Jobs der Zeit im Studio entgegen. Ich habe einfach immer Lust zu produzieren. Aber wie bei jedem anderen Produzenten auch, habe ich Tage an denen es mal besser und mal schlechter läuft. Dann höre ich entweder Tracks meiner Lieblingsartists aber auch Musik aus anderen Genres (ich bin ein sehr großer Queen Fan), schau mir ein Tutorial an, gehe eine Weile vor die Tür in die Natur oder meditiere.

Wichtig ist mir auch immer wieder der Austausch mit anderen Artists. Alex Stein und Victor Ruiz spielen hier eine sehr wichtige Rolle für mich. Sie sind mittlerweile mehr als nur Mentoren und helfen mir immer dabei in der Spur zu bleiben. Wichtig dabei ist, dass ich das Gefühl habe als Artist respektiert zu werden. Eine größere Motivation gibt es fast nicht.


BJØRNSON · bjoernsonmusic Podcast 011

Du lieferst monatlich einen treibenden Podcast ab - wonach wählst Du Tracks im Allgemeinen für Deine Sets aus und wie gehst Du an den Aufbau Deines Mixes?

In aller erster Linie wähle ich Tracks aus, die mir persönlich gut gefallen. Oft sind es Tracks meiner Lieblingskünstler, die in dem Vormonat erschienen sind. Das ist für mich auch eine Art und Weise den Künstlern, die mich unterstützen, etwas zurückzugeben. Auch wenn es nur wenig ist. Hinzu kommen dann meine eigenen Produktionen. So teste ich, wie meine eigenen Produktionen mit den Tracks harmonieren, die ich auch bei meinen Gigs spielen würde. Wenn möglich präsentiere ich natürlich auch gerne einen Livemitschnitt. Das gestaltet sich allerdings gerade etwas schwieriger, da es „gigtechnisch“ besser laufen könnte.

Wenn es um den Aufbau geht, versuche ich die Tracks „inKey“ zu mischen. Das ist nicht immer möglich, macht aber den Mix in der Regel sauberer. Ansonsten ist der Aufbau nicht sonderlich speziell. Treibend muss es sein, dass ist die Regel.  




Was hast Du für die nächsten Monate geplant?

Momentan sind viele Demos unterwegs. Es gibt allerdings bisher nichts was ich zu 100% bestätigen kann. Ich hoffe, dass ich im letzten Quartal noch eine EP releasen kann. Ansonsten soll das Augenmerk in Zukunft auch wieder auf Gigs gerichtet werden.

Wie oben bereits erwähnt ist das für mich in meiner Gegend ein relativ schwieriges Thema. Deshalb werde ich versuchen im nächsten Jahr mehr und mehr meine Komfortzone zu verlassen. Ich hoffe die Release auf KD Raw ist mir dabei behilflich.

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