Fresh Guide

200. Ausgabe Freshguide - Rückschau

Es ist soweit! Mit unserer 200. Ausgabe starten wir in ein neues Jahrzehnt! Daher nutze ich den Rückblick, um nicht nur auf den letzten Monat zu schauen, sondern werfe auch eine Blick zurück zu den Anfängen des Freshguide. Neben dem runden Jubiläum ist es aber auch eine ganz besondere Ausgabe, da ich jetzt Ende November noch nicht weiß, wie es nächstes Jahr weiter geht!


2002 gegründet, verstand sich der Freshguide einst als Musikzeitschrift mit klarer Ausrichtung auf elektronischer Musik. 2002, das waren fast noch die 90er Jahre. Wir hatten noch keine Smartphones, die meisten mussten sich entscheiden, ob sie surfen oder telefonieren wollten und größere Daten wurden auf CD gebrannt. In Berlin gab es etliche Free-Magazine wie den Flyer, [030], Partysan, Uncle Sallys, …


Mieten waren noch günstig und Berlin war „arm aber sexy“! Was ist seit dem passiert? Am deutlichsten messbar ist die rasante Steigerung der Geschwindigkeit, mit der wir Daten verarbeiten und die Zeit, die wir Online verbringen. In Berlin wird es immer voller und wir sind nicht mehr ganz so arm, aber auch nicht mehr ganz so sexy. Mir, als Veranstalter war und ist Print immer schon wichtig. Online Marketing? Okay Myspace, Foren und einige eher kleine Portale gab es, auf denen man sich die Infos mühsam zusammen klauben musste. Ich habe 2007 das Portal Reggaeinberlin.de gegründet, um die damals noch große Reggaeszene besser zu vernetzen.


Ende 2011 stand der Freshguide schon einmal vor dem Aus, ich habe mir Geld geliehen, um ihn weiterführen zu können. Mit meinem Background habe ich ihn thematisch erweitert, so dass wir als Club- und Nightlife Magazin, maßgeblich getragen von der Clubszene, mehr oder weniger erfolgreich weiter machen konnten. Wir haben neben den Clubs immer versucht, auch andere Themen ins Heft zu bringen. In den letzten Jahren ist uns das immer besser gelungen, aber fast im gleichen Maße haben sich die Clubs & Veranstalter vom Print verabschiedet.


Ich habe damals angefangen den Freshguide zu unterstützen und in Berlin Herausgeber zu werden, weil ich wollte, dass es für Veranstalter und Clubs die Möglichkeit gibt, auch kostenlos ihre Veranstaltungen in den Kalender eintragen zu lassen. Jetzt bin ich in der Situation, dass wir den Kalender wahrscheinlich nicht mehr im Heft abdrucken können. Aber auf unserer Homepage bieten wir natürlich noch die Möglichkeit alle Dates abzubilden. Schon als ganz junger Veranstalter habe ich mich immer tierisch gefreut, wenn eine Redaktion mal über meine Party geschrieben hat, aber ab und zu habe ich auch mal die eine oder andere Anzeige gebucht. Es waren, und wir sind ja auch Menschen, die entscheiden, was wie abgedruckt wird.


Heute sind es Maschinen bzw. Algorithmen, die entscheiden wie erfolgreich etwas verbreitet wird. Und das, obwohl dafür die meisten bezahlen. Letztlich zahlen wir aber alle dafür mit unseren Daten und mit unserer Demokratie, denn es ist ja mehr als wahrscheinlich, dass soziale Netzwerke schon die eine oder andere Wahl zumindest deutlich beeinflusst haben. Wir, im Freshguide, stehen für Vielfalt der Themen genau wie im Leben Vielfalt wichtig ist.


Meinungsvielfalt bedeutet, nicht nur viele Meinungen auf einer Plattform, wo bestimmte Meinungen gezielt andere verdrängen. Meinungsvielfalt ist nur mit verschiedenen Medien, Formaten und Plattformen möglich. Wir denken, dass wir einen wichtigen Beitrag für die Vielfalt in der Berliner Clublandschaft leisten und würden es auch gerne weiter tun. Wir werden in den nächsten Wochen nach Wegen suchen, wie wir den Freshguide für Berlin erhalten können. Jetzt bleibt uns erst einmal nicht anderes mehr, als uns bei unseren Kunden, den Lesern und nicht zuletzt bei den vielen ehemaligen und aktiven Mitarbeitern zu bedanken. Wir hoffen auf ein Freshes 2020 und hoffen, dass es weiter geht, da wir das, was wir machen, mit viel Leidenschaft für die Berliner Szene tun! Stay Fresh 

Perry Ottmüller