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DAPAYK & PADBERG - HARBOUR

Der Rauch vom Vorgängeralbum “Smoke” hat sich gelegt, mit “Harbour” zeigt sich ein neuer Hafen. Thüringen, Berlin, Uckermark. DAPAYK & PADBERG zog es im Verlauf der letzten Jahre vom ländlichen Süden über die Hauptstadt zurück aufs Land, vom Kyffhäusergebirge bis fast an die See, einmal quer durch den Osten der Republik. Und so weit entfernt wie das neue Zuhause vom pulsierenden Clubtreiben liegt, so fern ist auch der Sound der Platte den Clubbeats, der angenehm relaxt zwischen Ambient und Trip Hop changiert. Man erahnt natürlich die clubbige Herkunft, aber man verspürt vor allem die Ruhe und das Angekommensein. Aber wieso eigentlich die Uckermark?

Niklas: Wir haben einen Ort mit absoluter Stille gesucht, wo es keine Menschen oder gar Nachbarn gibt. Wenn man hier aus dem Auto aussteigt, denkt man zuerst, man hätte einen Hörsturz. Es herrscht absolute Stille und Einsamkeit. Wir haben uns über den Winter ein Haus mit Studio eingerichtet und im Frühling begonnen, an den neuen Tracks zu schrauben. Man schaut aus der Vocal-Recording-Ecke direkt aufs Feld und hat je nach Tageszeit einen völlig anderen Blick auf den Himmel und die Umgebung. Man betrachtet diese unverstellte Weite und blüht richtig auf.

Gibt man seinem Album den Namen Hafen, dann muss es natürlich auch um Wasser gehen. Nach dem Vorgängeralbum “Smoke”, das einen ebenso “unfesten” Stoff wie jetzt eben das Wasser zum Thema machte, zieht sich das flüssige Nass vom Artwork über Tracktitel wie “Sink This Ship”, “Drops” und “Rain” bis hin zur Release-Party im Watergate, wobei DAPAYK & PADBERG dieser unterschwellig konzeptionelle Ansatz erst in der Nachbetrachtung aufging und so gar nicht beabsichtigt war. Das Wasser ist einfach irgendwie so einflossen, könnte man sagen... Wie das mit der Inspiration halt so ist.

Eva: Der Albumtitel spiegelt für mich das große Ganze wider. Eine Art von Romantik, von Geborgenheit, von Wärme und Harmonie. Diese Platte fühlt sich für mich wie ein Nachhausekommen in den sprichwörtlich 'sicheren Hafen' an.

Bei Niklas zeigt sich so etwas wie “musikalisches Heimweh” vor allem im Urlaub. Er bekommt dann immer einen wahnsinnigen Output. Nach 3-4 Tagen fängt er an von Musik zu träumen und wenn er spätestens nach 7 Tagen nix gemacht hat, kriegt er Alpträume von Hausaufgaben, die nicht erledigt wurden. Alles, was angefangen wird, wird übrigens auch zu Ende gebaut. Es werden keine Stücke weggeschmissen, alles hat immer einen Sinn. Bei den Vocals sieht es manchmal anders aus. Da wird eher mal die Löschtaste betätigt, wenn etwas nicht gefällt. Final sind beim neuen Album Text und Musik gleichwertig, wenngleich die Musik dem Text zumeist voraus eilt.

Eva: Die Grundstruktur bei Harbour war so, dass Niklas einen Loop baut oder mir etwas vorspielt, an dem er gerade gearbeitet hat, und ich fang dann an, dafür etwas zu schreiben, da ich dadurch Ideen bekomme. Oder ich habe vielleicht auch schon einen Text, der mir passend erscheint, und wir improvisieren und jammen. Das baut dann aufeinander auf, auch das Bearbeiten der Stimme, das Hinzufügen von anderen Instrumenten, Effekten usw.

Für die Clubtour, wie auch für die Releaseparty, mussten aus den noch frischen Albumtracks etwas clubbigere Versionen für den Dancefloor gebaut werden, wobei das für Niklas eigentlich nicht unbedingt so sein müsste.

Niklas: Ich könnte mir vorstellen, dass das Album so auch in einem normalen Club funktioniert, wenn man es halt Abends um 22 Uhr präsentiert, bevor die eigentliche Party losgeht, eben mit Konzertcharakter.

Entschleunigte Beats, eine organische Instrumentierung und schwebend ätherische Vocals bilden auf “Harbour” den Soundtrack für das hauseigene Kopfkino. Es ist an der Zeit, den Heimathafen zu verlassen, sich sowohl das neue Album zu holen als auch den ein oder anderen Auftritt der beiden zu erwischen. Sanfte Fahrt voraus!

fb.com/dapaykandpadberg